Die Nachfolger des Laki Penan

Der Film «The Borneo Case – Bruno Manser lebt weiter» von Erik Pauser und Dylan Williams zeigt bewegend, wie der Kampf des Schweizer Umweltschützers weitergeführt wird.

Von Fred Zaugg, Der Bund

Am 25. Mai 2000 ist Bruno Manser im Regenwald von Borneo verschwunden. Fünf Jahre später, am 10. März 2005, wird er für verschollen erklärt. Er ist der wohl bekannteste Schweizer Kämpfer für die Rettung der Urwälder Borneos und für die Rechte seiner indigenen Bewohner. Oder besser: Er war es. «Bruno Manser lebt weiter», heisst es jedoch im Titel des Films «The Borneo Case». Und es handelt sich dabei nicht um Effekthascherei oder gar Heroisierung, sondern um jene Unsterblichkeit, die überall dort Realität wird, wo eine Vision übernommen und ein Werk fortgesetzt wird. Bruno Manser hat Nachfolger gefunden. Sein Werk ist Teil der Gegenwart geblieben, unserer Gegenwart. Auch fünfzehn Jahre nach dem Verschwinden seines Begründers wird es fortgesetzt. Mit Erfolg. Der schwedische Dokumentarfilm «The Borneo Case – Bruno Manser lebt weiter» bezeugt das auf eindrückliche Weise, indem er aufzeigt, wie viel im Ringen mit den macht-, besitz- und geldgierigen Wirtschaftsgiganten erreicht werden kann. Die erschreckende Seite ist die Blindheit der Politiker, der Banken und der Investoren weltweit gegenüber dem Verschwinden der lebenswichtigen Lungen unserer Erde. Deshalb gilt es auch an den Menschen zu erinnern, der als junger Mann das Paradies suchte oder wenigstens einen Ort, um in Harmonie mit der Natur zu leben. Hungerstreik mitten in Bern Manser fand zwar sein Eden, doch hinter dessen Schönheit und seinen «glücklichen» Regenwaldmenschen, den Penan, wüteten schon die Zerstörer. Die Bedrohung des Regenwaldes liess den Romantiker zum Kämpfer mutieren. Die Penan nannten ihn bald Laki Penan, was Penan-Mann oder ganz einfach «einer von uns» bedeutet. Aber Manser war eben auch einer von hier, einer, der zurückkehrte, um mithilfe spektakulärer Aktionen wie beispielsweise einem sechzigtägigen Hungerstreik auf dem Waisenhausplatz auf die Lage in Borneo aufmerksam zu machen, unterstützt von der kurz zuvor gewählten Bundesrätin Ruth Dreifuss. Später landete er mit einem Gleitsegler im Zentrum der Macht, der Residenz des Regierungschefs in Kuching, der Hauptstadt von Sarawak. Weniger Aufsehen erregte die Gründung des Vereins «Bruno Manser Fonds Basel» (BFM). Am 13. Mai 2017 feiert der BFM sein 25-jähriges Bestehen. Aus einem Kreis von Freunden wurde eine vom Berner Historiker Lukas Straumann geleitete Organisation von 4500 Mitgliedern mit einem Budget von mehr als 1,5 Millionen Franken. Auch darin lebt Bruno Manser, leben seine Ziele weiter. Vor genau zehn Jahren zeigte «Der Bund» in der Filmmatinee Christoph Kühns Dokumentarfilm «Bruno Manser – Laki Penan». Darin ging es vor allem um die komplexe Persönlichkeit eines Forschers, Mystikers und Schriftstellers, Fotografen, Tonjägers und Zeichners, um einen Menschen, der Dokumente für die Nachwelt sammelte und stets die Gegenwart lebte. «The Borneo Case» dagegen ist eine Weiterführung des Dokumentarfilmprojekts «Tong Tana» von Björn Cederberg (1989) und «Tong Tana II» (2000). Der Kameramann Erik Pauser war schon bei «Tong Tana II» dabei und ist einer der Letzten, die Bruno Manser vor seinem Verschwinden gesehen haben. Mit Dylan Williams führt er Regie. Mutang Urud, einst Mansers Freund und Mitstreiter, ist die wohl wichtigste Person. Er schloss sich mit Lukas Straumann und der Investigativ-Journalistin Clare Rewcastle aus London zusammen. Sie wirken als Ermittler und Forscher in der Geschichte des andauernden illegalen Holzschlags auf Borneo und der Bedrohung der Penan in einem Fall («Case»), der längst zu einem «Langzeitkrimi» geworden ist. Es dürfte ihn nicht geben. Verbindungen in die Schweiz Erschreckend ist die Aufdeckung von masslosen Beteiligungen des korrupten langjährigen Regierungschefs von Sawarak, Taib Mahmud, an 400 Unternehmen in 25 Staaten in Milliardenhöhe und mit der Ausrichtung von 90 Millionen Dollar an Bestechungsgeldern. Beschämend ist zudem die wahrscheinliche Verbindung mit schweizerischen Geldinstituten bei der erforderlichen Geldwäscherei. Erfolgreich hat sich der Bruno-Manser-Fonds gegen die Mega-Staudämme gewehrt, welche 20'000 Indigene verdrängt hätten. Im letzten Jahr wurde das enteignete Land den Eigentümern zurückgegeben. Der Projekte sind mehr. Zudem ist eine offizielle Delegation des Sawarak Forest Departement in der Schweiz. Hoffnung besteht also. Zu den Bildern eines steten Kampfs kommen im Film jene wunderbaren Aufnahmen, welche die Einzigartigkeit dieser Landschaft zeigen und der Menschen, die hier ein Paradies hatten: Schönheit und Grösse einer Natur, für die sich der Einsatz lohnt. Ausverkaufte «Bund»-Filmsoiree; weiter im Kino Rex am 14. und 17. Mai. (Der Bund) Erstellt: 11.05.2017, 07:01 Uhr

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